Pfarrblatt Februar
Liebe Gläubige!
Mit großer Freude und Dankbarkeit dürfen wir dieses Jahr 2025 als Jubiläumsjahr begehen. Es wird „Heiliges Jahr“ genannt, weil die Kirche die Verdienste Jesu Christi, die die unerschöpflichen Quellen aller Heiligkeit sind, in besonderer Weise nutzt. Es ist ein besonderes Jahr, in dem der Heilige Vater den Gläubigen bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollkommenen Ablass, den „Jubiläumsablass“, ihrer zeitlichen Sündenstrafen gewährt.
Bonifatius VIII. rief 1300 erstmals ein solches Jahr für Pilger nach Rom aus.
Das kirchliche Jubeljahr knüpft indirekt an das biblische Erlassjahr an: einen alle 50 Jahre gebotenen Schuldenerlass und Besitzausgleich an Land für alle Israeliten (Lev 25,8–55). Die Bezeichnung „Jubeljahr“ stammt vom hebräischen Wort jobel, das ursprünglich „Widder“ bedeutete. Aus Widderhörnern wurde das Blasinstrument Schofar gebaut, das zur Eröffnung eines Erlassjahrs geblasen wurde. Daher wurde der Ausdruck jobel auf das Instrument und das damit eröffnete Erlassjahr übertragen. Es war ein großer Grund zur Freude, da jeder zu all seinem Besitz zurückkehrte und die Sklaven freigelassen wurden. Vor allem aber war es ein unwiderlegbares Bild für die Gnade, die Gott den Christen durch die Verdienste des Messias, des wahren Befreiers, eines Tages gewähren sollte. Weil das neue Gesetz die vollkommene Erfüllung der Geheimnisse ist, hat die Kirche, wie eine gute Mutter, diesen heiligen Brauch des Jubeljahres übernommen. So wie die Jubeljahre des Alten Testaments das Ende der Sklaverei der Hebräer und ihren Einzug in das Gelobte Land feierten, so feiern die Jubeljahre der Kirche Jesu Christi die Befreiung der Menschen von der Sklaverei der Sünde durch die Menschwerdung und Erlösung und ihren Einzug in die himmlische Stadt. In dieser Zeit der Barmherzigkeit und des Straferlasses, die das Jubiläum darstellt, können die Sünder tatsächlich alle geistlichen Güter zurückgewinnen, die sie durch ihre Vergehen verloren haben.
Dieses Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ und greift damit ein zentrales Thema von Papst Franziskus auf. Es begann mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom in der Heiligen Nacht am 24. Dezember 2024.
Unser Stift Heiligenkreuz, die Kreuzkirche, wie auch das Neukloster in Wiener Neustadt wurden von der Erzdiözese Wien als heilige Stätten auserwählt.
In diesem Heiligen Jahr sind wir gerufen, Pilger der Hoffnung zu sein. Zeugen der Hoffnung aus früheren Zeiten können dabei Hilfe, Inspiration und Fürsprecher sein. Die Erzdiözese Wien hat einen unserer Mitbrüder als Zeugen der Hoffnung ausgewählt: + Pater Alberich Rabensteiner (1875–1945) war ein engagierter und beliebter Seelsorger. Er wirkte als Prior und Pfarrer im Neukloster in Wiener Neustadt. Im April 1945 kam er unter tragischen Umständen ums Leben: Er wollte in den letzten Kriegstagen tote Menschen bergen und bestatten und wurde dabei von Soldaten der Roten Armee verfolgt und in der Kirche erschossen. Seinen Mut, seine Liebe und sein Bekenntnis zu Christus bezahlte er mit dem Leben.
Möge dieses Jubiläumsjahr für uns alle zu einer Zeit der Erneuerung im Glauben und zu einer gnadenreichen Zeit werden!
Mit herzlichen Segensgrüßen
Euer Stiftspfarrer P. Thomas M. O.Cist.